Pansenmikroben
Um nun zu verstehen, welche energieliefernden Rohstoffe wie und wann abgebaut werden, sollten wir uns kurz mit den verschiedenen Mikroben beschäftigen. In Abhängigkeit von ihren hauptsächlich produzierten Säuren, lassen sich die Gärungsbakterien einteilen in: Essigsäure-Bakterien, Propionsäure-Bakterien, Buttersäure-Bakterien und Milchsäure-Bakterien.
Essigsäure-Bakterien
Die Essigsäurebildner sind als einzige Gruppe fähig, Rohfaser, d. h. Zellulosen und Hemizellulosen, zu vergären. Vorausgesetzt diese sind nicht zu verholzt oder die den Zugang zu ihnen behindernden Ligninstoffe sind abgebaut worden.
Die täglich maximale Produktion von Essigsäure im Pansen liegt bei etwa sechs Kilogramm Essigsäure; ausgehend von einer Hochleistungsration.
Im Stoffwechsel kann Essigsäure zur Energiegewinnung (ATP) verbrannt oder zum Aufbau von Körper- und/oder Milchfett sowie einiger nichtessentieller Aminosäuren benutzt werden. Die Bildung von Blutzucker, Milchzucker oder Oxalessigsäure aus Essigsäure ist hingegen nicht möglich.
Propionsäure-Bakterien
Propionsäure bildende Bakterien können alle ß-gebundenen Zucker, vor allem Stärke, vergären. Es werden maximal drei bis vier Liter Propionsäure pro Tier und Tag gebildet. Propionsäure kann in Essigsäure umgewandelt werden (nicht reversibel). Zudem kann Propionsäure in Oxalessigsäure, Blut- und Milchzucker sowie alle nichtessentiellen Aminosäuren umgebaut werden. Somit ist sie im Stoffwechsel überall einsetzbar.
Buttersäure-Bakterien
Buttersäurebildner sind auf die Vergärung von Einfach- und Zweifachzuckern spezialisiert, was sehr schnell ablaufen kann. In Mengen bis zu einem halben Liter täglich kann Buttersäure im Stoffwechsel recht gut genutzt werden. In höheren Konzentrationen wirkt sie allerdings stark appetithemmend und ketogen. Das kann gravierende Leistungseinbrüche zur Folge haben.
Milchsäure-Bakterien
Milchsäurebildner vergären ähnliche Substrate wie Buttersäurebildner.
Obwohl die Milchsäure im Organismus universell einsetzbar ist, ist eine Milchsäuregärung im Pansen wegen ihres enorm schnellen Verlaufs absolut nicht erwünscht. Milchsäuregärungen führen bei ausreichendem Substratangebot (viel sehr schnell abbaubare Kohlenhydrate) zu derart starken pH-Absenkungen, dass die Gefahr einer Acidose steigt! Da die pH-Ansprüche dieser Bakterien bei unter 5,5 liegen, können sich die, in einem gesunden Pansen immer auch nachweisbaren, Milchsäurebildner bei vernünftiger Fütterung gegenüber den anderen Säurebildnergruppen nicht krankhaft vermehren. Die Korrektur eines niedrigen Pansen-pH-Wertes kann durch JOSERA DairyPilot unterstützt werden.
Beeinflussung Pansen-pH
Der Pansen-pH wird laut H.Wilms-Rademacher (2002) hauptsächlich von vier Größen beeinflusst:
Säurebildung je Zeiteinheit
- Sehr hoch bei Ein- und Zweifachzuckern
- Hoch bei Stärke aus Getreide und Getreidenebenprodukten
- Langsam bei rohfaserreichem Material mit hohem Zelluloseanteil bei Anteil von pansenbeständiger Stärke
- Sehr langsam bei rohfaserreichem Material mit hohem Ligninanteil
– Säureabfuhr je Zeiteinheit über die Pansenzotten, meist nicht von außen zu beeinflussen
– Menge an neutralisierenden und puffernden Substanzen, Speichelfluss, Zugabe von Bikarbonaten und anderen puffernden Substanzen im Futter (MultiBufferPlant).
– Art der jeweils gebildeten Säuren, wobei Essigsäure die stärkste Säure ist, vor Milchsäure, Propionsäure und zuletzt die Buttersäure.
Versucht man jetzt einem niedrigen pH-Wert im Pansen mit in selbigem nicht abbaubarer Stärke entgegenzuwirken, ist das nicht das Allheilmittel. Um die Ration möglichst optimal zu gestalten, ist es wichtig, „schnelle“ und „langsame“ (s. Tabelle) Energieträger mit den entsprechenden Eiweißträgern synchron anzubieten.
„schnelle Energie“ | „langsame“ Energie |
---|---|
Weizen, Gerste, Triticale | Pressschnitzel |
Zuckerrüben, Melasse | Körnermais |
Frischgras | Kartoffeln, Kartoffelstülpe, -stärke |
Melasseschnitzel | trockene Maissilage (Verändeung mit Lagerdauer) |
Zuckerreiche Grassilagen | |
Grünroggen | |
Grünmais, GPS |
Tabelle1: schnelle und langsame Energieträger.
Modifiziert nach H. Wilms-Rademacher, 2002
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