Ad Libitum Fütterung bei Kälbern
Ad Libitum-Tränke
Unter dem Begriff ad libitum-Tränke versteht man die Fütterung von Milch oder Milchaustauscher zur freien Verfügung. Diese Tränkeform soll auf die ersten Lebenswochen begrenzt sein. Die Empfehlung, die Tränke in den ersten drei bis vier Wochen ad libitum zu verabreichen, beruht auf der Tatsache, dass das Verdauungssystem des Kalbes zu Beginn seines Lebens auf die Verwertung von Milch ausgelegt ist. Die Umstellung auf feste Futtermittel und dementsprechend auf eine Wiederkäuerration benötigt seine Zeit. Trotzdem muss die nötige Nährstoffaufnahme beim Kalb gewährleistet sein, da ansonsten die Anfälligkeit der Kälber für verschiedene Erkrankungen steigt und die optimale Entwicklung beeinträchtigt sein kann.
Restriktive Fütterung
Bei einer restriktiven Fütterung bekommt das Kalb die ihm zugewiesene Tränkemenge nach einem festen Tränkeplan. Aufgrund eines somit erzeugten, gewissen Hungergefühls soll das Kalb animiert werden, möglichst schnell mit der Aufnahme von festem Futter zu beginnen. Anfangs werden verständlicherweise nur geringe Mengen Futter aufgenommen, die jedoch für die Bildung der zur Verdauung benötigten Enzyme eine besonders große Rolle spielen.
Je nach Tränkemenge und Milchaustauscherkonzentration kann es bei der restriktiven Fütterung dazu kommen, dass das Kalb seinen Energiebedarf durch die ihm zugeteilte Menge nicht decken kann. Dies kann zu verminderten Zunahmen führen, wenn im Gegenzug kein hochwertiges Ergänzungsfutter angeboten wird bzw. von den Kälbern nicht in ausreichender Menge aufgenommen wird.
Wie viel braucht das Kalb?
Um den durchschnittlichen Energiebedarf von Kälbern in den ersten Wochen zu decken, muss täglich ca. 1kg Milchaustauscher verfüttert werden. Bei 6 l Tränkemenge und 125g MAT/l Wasser wird dieses Ziel verfehlt. Bei einer Tränkemenge von 6 l mit einer Konzentration von 160 g/l Wasser kommt man demnach auf eine Menge von 960g Milchaustauscher pro Tag. Heutige Standardfütterungen sehen oft anders aus. Oftmals wird die Konzentration auf 120 bis 140g/l begrenzt. Anders sieht es bei der ad libitum-Fütterung aus. In Versuchen konnte festgestellt werden, dass ad libitum getränkte Kälber im Zeitraum der ersten vier Lebenswochen bis zu 20 Liter pro Tag aufnehmen. Besonders wichtig ist es, dass den Kälbern ständig Milch zur Verfügung steht. Sie dürfen nie das Gefühl haben, dass sie sich nicht satt trinken können, da sie ansonsten beim nächsten Mal die Milch zu hastig aufnehmen, und es dann zu Verdauungsstörungen kommen kann.
Fazit
Fakt ist, dass man Kälber mit beiden Methoden aufziehen kann. Bei der restriktiven Fütterung ist entsprechend darauf zu achten, dass die Konzentration vom Milchaustauscher ausreichend hoch ist. Bei der ad libitum-Fütterung muss in den ersten Wochen immer genügend Milch zur freien Aufnahme vorhanden sein. Wichtig ist immer, dass die Kälber schnell mit der Aufnahme von festem Futter beginnen, damit sich der Pansen gut entwickeln kann. Deshalb sollte den Kälbern möglichst früh Festfutter angeboten werden, auch wenn die Aufnahme in den ersten Tagen noch begrenzt ist. Hier eignen sich spezielle Kälbermüslis besonders gut, da sie sehr schmackhaft sind und vom Kalb gut angenommen werden.
Eckdaten
- 43 Fleckviehkälber
- 2 Gruppen
-
- Ad libitum Fütterung für 4 Wochen
- Restriktive Fütterung mit 6 Litern/Tag
5 Wochen JOSERA IgluVital Milchaustauscher
Weitere 7 Wochen mit JOSERA Optimil Milchaustauscher
Der Versuch
1. Ad libitum – Gruppe
Die durchschnittliche Tränkeaufnahme steigerte sich in den ersten vier Wochen auf 14,6 Liter pro Tag. Einzelne Tiere nahmen in der vierten Lebenswoche bis zu 22 Liter pro Tag auf. Dies betätigt, dass der Milchaustauscher IgluVital eine hohe Schmackaftigkeit aufweist und bei sehr hohen Tränkemengen über eine gute Verträglichkeit verfügt.
Abbildung 1 durchschnittliche Tränkeaufnahme in Liter/Tag, FH Weihenstephan-Triesdorf (Johe 2018)
Abbildung 2 Gewichtsentwicklung, a und b sind signifikant verschieden, (Johe 2018)
3. Höhere Milchleistung durch Ad libitum Kälberfütterung?
Die Bedeutung einer intensiven Aufzucht und die damit einhergehende höhere Wirtschaftlichkeit in der Milchviehhaltung bestätigen inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Im Grunde geht es um ein Umdenken in der Praxis. Investitionen in das neugeborene Kalb, insbesondere in den ersten Lebenswochen, lohnen sich immer.
Nachfolgende Tabelle zeigt den Zusammenhang zwischen den höheren täglichen Zunahmen in der Tränkephase und der höheren Milchleistung in der 1. Laktation.
Das Nährstoffangebot reguliert in der frühen Wachstumsphase die Zellteilungsrate, sodass die Organentwicklung und damit die spätere Lebensleistung der Milchkuh über die Fütterungsintensität „programmiert“ wird. Dieser Effekt wird als metabolische Programmierung bezeichnet.
Kälber, die mit einer begrenzten Nährstoffversorgung aufgezogen wurden, erreichen zwar aufgrund des kompensatorischen Wachstums zu einem späteren Zeitpunkt auch die gewünschte Größe, allerdings ergibt sich daraus kein positiver Effekt auf die spätere Leistung. Das hängt damit zusammen, dass dieses nachgeholte Wachstum in der nachgelagerten Zellwachstumsphase stattfindet und nicht in der primären Zellteilungsphase. Das kompensatorische Wachstum hilft somit das Körpergewicht zu korrigieren, hat aber keinen Einfluss auf die Organanlagen, deren Entwicklung primär in den ersten Lebenswochen beeinflusst wird.
Abbildung 3 Organmasse in g/kg Lebendmasse, (Geiger et. al., 2016)
Positive Organentwicklung der Kälber
Die Ergebnisse einer amerikanischen Studie der Universität Blacksburg verdeutlichen die Effekte der metabolischen Programmierung.
Inhalt der Studie:
Dabei wurden zwei Versuchsgruppen über einen Zeitraum von 8 Wochen restriktiv bzw. intensiv gefüttert.
Ergebnis:
Die intensiv gefütterten Kälber waren in der 8. Lebenswoche um 24,5 kg schwerer als die restriktiv gefütterten Tiere.
Beim Vergleich ausgewählter Organe konnte bei den intensiv gefütterten Kälbern eine signifikant höhere Organmasse pro kg Lebendmasse festgestellt werden.
Schlussfolgerung:
Das heißt, dass bestimmte Organe bei einer intensiven Nährstoffversorgung im Verhältnis zum Gesamtkörper ein höheres Zellwachstum generieren.
Abbildung 4 Euter- und Milchdrüsengewebe in g (Soberon und Van Amburgh 2017)
Positive Entwicklung der Euteranlagen der Kälber
Soberon und Van Amburgh (2017) konnten den Effekt der metabolischen Programmierung auch für die Entwicklung der Euteranlagen nachweisen.
Inhalt der Studie:
Fütterungsversuch mit zwei Versuchsgruppen, die jeweils restriktiv mit 0,6 kg MAT/Tag und intensiv mit 1,3 kg MAT/ Tag gefüttert wurden.
Ergebnis:
Die Ergebnisse der histologischen Untersuchung in Abb. 4 zeigen deutlich, dass die intensiv gefütterten Tiere im Vergleich zu den restriktiv gefütterten Tieren am 54. Lebenstag ein signifikant größeres Euter- und Milchdrüsengewebe aufwiesen.
Abbildung 5 Erkrankungen und Abgänge in Abhängigkeit von der MAT-Aufnahme, (Schuldt und Dinse 2016)
Positive Auswirkung auf Gesundheitsstatus der Kälber und spätere Lebensleistung der Milchkuh
Schuldt und Dinse (2016) zeigten in einer Untersuchung mit 532 Kälbern, dass Kälber mit einer höheren MAT-Aufnahme eine geringere Erkrankungshäufigkeit aufweisen. Dies wirkt sich neben den Einflüssen der metabolischen Programmierung positiv auf die spätere Lebensleistung der Milchkuh aus.
Die Versuchsergebnisse in Kürze
Die Versuchsergebnisse in Kürze:
- Die Tränkeaufnahme der ad libitum-Gruppe erreichte am 28. Lebenstag im Durchschnitt 14,6 Liter/Tag (max. 22 Liter/ Tag).
- Am 35. Lebenstag lag die Gewichtsdifferenz der beiden Versuchsgruppen im Durchschnitt bei 15,2 kg zugunsten der ad libitum-Gruppe.
- Beim Absetzen am 86. Lebenstag behielten die ad libitum getränkten Kälber noch einen Gewichtsvorsprung von durchschnittlich 8,4 kg bei.
11 Wochen: 139 kg
-
- Hohe Tränkemengen von bis zu 22 Liter pro Tier und Tag sind mitdem Milchaustauscher IgluVital problemlos möglich.
- Bei einer intensiven Fütterung lassen sich mit IgluVital sehr hohe
Zunahmen erreichen. In den ersten 5 Wochen lagen die durch-schnittlichen
Zunahmen bei 968 g pro Tier und Tag. Dadurch sind die Kälber
widerstandsfähiger, sodass zusätzliche Behandlungskosten in der
Aufzuchtphase eingespart werden können. - Die Kosten für den höheren Futteraufwand von 21,6 kg Milchaustauscher werden durch den Mehrertrag von 15,2 kg Lebendmasse bereits am 35. Lebenstag kompensiert. Dieser Vorteil kommt beim Verkauf der Kälber sofort zum Tragen. Der größere wirtschaftliche Nutzen ergibt sich jedoch aus einem früheren Erstkalbealter sowie einer gesteigerten Milchleistung in der Laktationsphase der späteren Milchkuh.
10,6 Wochen: 122 kg
JOSERA-Empfehlung für eine Ad libitum Kälberaufzucht
- Nach der Geburt sollten mindestens zwei Mahlzeiten Kolostrum mit jeweils 3-4 Litern pro Mahlzeit vertränkt werden. Das Kolostrum sollte unmittelbar nach der Geburt abgemolken und dem Kalb verabreicht werden.
→ Lesen Sie hierzu unseren Ratgeber zu Management-Regeln rund um die Geburt Ihres Kalbes. - Für eine gute Nährstoffversorgung in den ersten vier Lebenswochen empfehlen wir den JOSERA IgluVital Milchaustauscher.
- In der weiteren Tränkephase kann wahlweise auf einen kostengünstigeren Milchaustauscher umgestellt werden.
- Für eine gute Pansenentwicklung sollte bereits in den ersten Lebenswochen Festfutter und Wasser zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen.
- Zur Vermeidung der Keimvermehrung in der Tränke sind die Tränkeeimer zweimal täglich mit warmem Wasser zu spülen.
→ Lesen Sie hierzu unseren Ratgeber zur Hygiene im Kälberstall. - Bei hohen Außentemperaturen und einer längeren Verweildauer im Tränkeeimer ist eine zusätzliche Ansäuerung der Tränke mit VitalAcid auf einen pH-Wert von 5,5 empfehlenswert, um eine Vermehrung von Kolibakterien zu unterdrücken.
JOSERA Milchaustauscher im Überblick
Einphasige Fütterung | |
---|---|
Milk & Fat | 50 % Magermilchpulver |
Express | 35 % Magermilchpulver |
Brillant | 25 % Magermilchpulver |
GoldenSpezial | Molke/ (Pflanze) |
Mehrphasige Fütterung | |
---|---|
1.Phase | 2. Phase |
IgluVital 60 % Magermilchpulver |
Weitere Kombinationen siehe auch oben |
Optimil | |
Supramil | |
FE-Trank |
Tränkeplan für eine Ad libitum Kälberaufzucht
Wichtig!
Zu beachten ist, dass auch spätere Haltungs- und Fütterungsfehler sich negativ auf die Lebensleistung auswirken und somit die positiven Effekte einer intensiven Kälberaufzucht kompensieren können. Deshalb ist in der weiteren Jungrinderaufzucht auf eine bedarfsgerechte Versorgung zu achten, um eine optimale Kondition, insbesondere zum Zeitpunkt des Belegens und des Kalbens, zu gewährleisten.
FAQ
Durch die intensive Kälberaufzucht werden die Kälber metabolisch programmiert, das heißt die Nährstoffversorgung beeinflusst in den ersten Lebenswochen die Organentwicklung und damit die spätere Milchleistung.
Die Tränkeeimer sollten immer soweit aufgefüllt sein, dass die Kälber möglichst bis zur nächsten Mahlzeit die Tränke aufnehmen können. Das empfiehlt JOSERA!
Hier erfahren Sie wie Zellteilung (Hyperplastisches Wachstum) in den ersten Lebenswochen und Zellwachstum (Hypertrophes Wachstum) in der späteren Aufzucht funktioniert
Das Nährstoffangebot reguliert in der frühen Wachstumsphase die Zellteilungsrate, sodass die Organentwicklung und damit die spätere Lebensleistung der Milchkuh über die Fütterungsintensität „programmiert“ wird.
Der empfohlene Wert bei der Ansäuerung der Milch liegt bei: pH 5,5.
Der Versuch hat gezeigt, dass sich die Tränkemenge bis zur vierten Lebenswoche auf durchschnittliche 14, 6 Liter steigert. Das heißt, bei frei zur Verfügung stehender Milch, säuft ein Kalb durchschnittlich 14,6 Liter/Tag bis zur 4. Woche der Tränkeaufnahme.
Ein Fütterungsversuch hat gezeigt, dass die Kosten für den höheren Futteraufwand von 21,6 kg Milchaustauscher durch den Mehrertrag von 15,2 kg Lebendmasse bereits am 35. Lebenstag kompensiert werden. Dieser Vorteil kommt beim Verkauf der Kälber sofort zum Tragen. Der größere wirtschaftliche Nutzen ergibt sich jedoch aus einem früheren Erstkalbealter sowie einer gesteigerten Milchleistung in der Laktationsphase der späteren Milchkuh.
Bei hohen Außentemperaturen und einer längeren Verweildauer im Tränkeeimer ist eine zusätzliche Ansäuerung der Tränke mit VitalAcid auf einen pH-Wert von 5,5 empfehlenswert, um eine Vermehrung von Kolibakterien zu unterdrücken. Lesen Sie mehr dazu!
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Nach der metabolischen Programmierung und der Igluphase haben sich die Kälber auch spielerisch mit Festfutter auseinandergesetzt. Hierauf müssen wir in der Gruppenphase aufbauen.