Laut Rinderreport 2018 bleiben bei den Top Betrieben in Schleswig-Holstein über 1.000€ mehr vom Milchgeld übrig, als bei den weniger erfolgreichen Betrieben, wenn man die Futterkosten vom Milcherlös abzieht. Das nennt sich IOFC oder auch Income Over Feed Cost.
Bei 100 Kühen liegt der Unterschied bei 107.007€!
Sehen Sie selbst im folgenden Video wie sich eine gute Grundfutterqualität in den Erfolgszahlen des Betriebes wiedererkennen lässt. Oder lesen Sie die wichtigsten Inhalte ganz einfach im unten stehenden Ratgeber! ?
Es ist die Grundfutterleistung, die den Unterschied macht!
Es werden Milchviehbetriebe mit sehr niedrigen und sehr hohen Grundfutterleistungen verglichen. Das hat direkte Auswirkungen auf die durchschnittliche Milchleistung mit 7.915 bzw. 9.787 kg pro Jahr.
Bei ca. 38 Cent je kg Milch entspricht das einer Differenz von 689 € Milchgeld pro Kuh/ Jahr.
Die Grassilage hat eine sehr hohe Bedeutung
Man könnte denken, dass das nur am Maisanteil liegt. Dieser ist allerdings bei den Top-Betrieben sogar etwas niedriger. So hat die Qualität der Grassilage scheinbar eine sehr hohe Bedeutung.
Der Kraftfutteraufwand je kg Milch ist deutlich geringer – genauso wie die Futterkosten je kg Milch.
Achtung! Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Futterkosten beim Rinderreport inklusive Nachzucht berechnet werden.
Bei den Top-Betrieben sinkt der GV-Wert je Kuh. Dies kann an einem niedrigeren Erstkalbealter liegen. Theoretisch könnten einige der Top-Betriebe die Färsenaufzucht auch ausgelagert haben. Insgesamt sind die Futterkosten je Kuh bei den Top-Betrieben, trotz der fast um 1.900 kg höheren Milchleistung, um 381 € pro Kuh niedriger!
Laut dem IOFC, welcher sich aus der Differenz des Milcherlöses und den Futterkosten errechnen lässt bleiben bei Betrieben mit niedriger Grundfutterleistung 1.019 € übrig, um die Kosten zu decken und die geleistete Arbeit zu entlohnen. Bei den Top-Betrieben mit hoher Grundfutterleistung, ist der IOFC mit 2.090 € mehr als doppelt so hoch.
Zahlen für 100 Kühe:
Den schwächeren Betrieben bleiben 101.945 € zur Deckung aller Kosten, was nicht einmal bei einem Milchpreis von über 38 Cent im Milchjahr 2017/18 ausreichen würde. Deshalb erzielen diese Betriebe ein negatives kalkulatorisches Betriebsergebnis!
Ganz anders ergeht es den Top-Betrieben: Der IOFC ist um 107.007 € gestiegen. Es stehen also 208.952 € zur Deckung aller Kosten zur Verfügung und sogar nach Abzug der Arbeitskosten und weiterer sonstiger kalkulatorischer Kosten, bleibt ein deutlicher Gewinn als Puffer für schlechte Zeiten übrig!
Weitere positive Effekte einer hohen Grundfutterleistung:
✔️Die Milchproduktion steigt je Hektar Hauptfutterfläche um fast 50 %!
✔️Den Kühen geht es offensichtlich besser, wenn sie Gras- und Maissilage erhalten, die Ihnen gut schmeckt. Sie fressen mehr Grundfutter und sind gesünder. Die bereinigte Remontierungsrate sinkt über 10 %. Das bedeutet eine deutlich längere Nutzungsdauer und auch die Kuhverluste gehen zurück.
Andreas Krallinger, Angestellter bei der Deutschen Saatveredelung in Schleswig-Holstein:
1. Guter Gräserbestand mit Hochleistungsgräsern!
Viele Betriebe arbeiten mit Maisilage. Top-Betriebe erkennt man aber vor allem an der Qualität der Grassilage. Dafür ist ein guter Gräserbestand mit einem hohen Anteil wertvoller Hochleistungsgräser ausschlaggebend, denn dieser bringt hohe Leistungen und eine gute Qualität der Silage. Die Grassilage kann also nur so gut sein wie der Pflanzenbestand!
2. Angepasste Düngung und Kalkung!
Das Gründland wiederrum braucht eine ausgeglichene Düngung, was weit aus mehr als nur Stickstoff, Schwefel und Kali erfordert, so Krallinger. Die Kalkung wird immer noch viel zu stark vernachlässigt, weshalb sie gerade vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung auch auf Moorflächen regelmäßig erfolgen sollte. Weitere Spurenelemente wie Kupfer und Molybdän können aber die Erträge ebenso deutlich steigern.
3. Immer bei gutem Wetter mähen!
Auch wenn bekannt ist, dass der optimale Schnittzeitpunkt beim Ähren- und Rispenschieben liegt sollte immer gemäht werden, wenn das Wetter gut ist. Durch Gräsersorten im mittleren und späten Reifebereich steigt die Nutzungselastizität, wenn der Gründlandschnitt sich wetterbedingt nach hinten verschiebt. Allein die Reifezusammensetzung einer Gräsermischung kann die Energiedichte der Grassilage laut Krallinger um 0,2 bis 0,5 MJ NEL verbessern! Und das sind Welten!
4. Die richtige Schnitthöhe!
Um den Schmutzanteil in der Grassilage zu minimieren sollte die Schnitthöhe bei sieben bis acht Centimeter Höhe liegen, was leider in der Praxis noch viel zu häufig ignoriert wird.
Sebastian Weitzmann, Mitarbeiter der Güttler GmbH arbeitet und aktiv in Norddeutschland:
5. Gute Gründlandpflege durch regelmäßige Nachsaat!
Gutes Gründland entsteht durch regelmäßige Grünlandpflege. Top-Betriebe pflegen dieses zwei bis dreimal pro Jahr und können dadurch auf teure Neuansaaten fast komplett verzichten. Es empfiehlt sich also bereits ab dem 1. Jahr nach der Neuansaat eine gezielte Bekämpfung minderwertiger Gräser durch regelmäßige Nachsaat. Die minderwertigen Gräser werden rechtzeitig mit dem Striegel entfernt und freie Stellen mit hochwertigem Saatgut gefüllt. Dadurch hat die Etablierung minderwertiger Gräser keine Chance!
Martin Ernst, Mitarbeiter bei Josera, verantwortlich im Bereich Silierung:
Silierverluste von zehn, 15 oder 20 Prozent kommen oft in der Praxis vor. Das schmälert nicht nur die Grundfutterleistung sondern es gehen auch Tausende von Euro verloren ohne, dass es der Landwirt wirklich merkt. Deshalb sollten die folgenden Silierregeln eingehalten werden:
6. Kurze Feldliegezeiten einlegen!
Die Feldliegezeiten sollten möglichst kurz gehalten werden um möglichst geringe Atmungsverluste zu erzielen! Außerdem sollte man auf eine gute Verdichtung achten um einen ausreichenden Vorschub gegen Nacherwärmungsverluste zu erlangen.
7. Gezielter Einsatz von Siliermitteln!
Wenn Siliermittel gezielt eingesetzt werden profitiert der Anwender je nach Wirkungsrichtung von beispielsweise geringeren Gärverlusten durch eine schnelle pH-Wert Absenkung, Schutz vor Nacherwärmung und Schimmelbildung und damit einhergehend hohen Trockenmasseverlusten und negativen Einflüssen auf die Tiergesundheit sowie eine höhere Grundfutterleistung als einen der wichtigsten Schlüssel in der Wirtschaftlichkeit.
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