Im Folgenden soll daher vor allem der Einfluss der Fütterung auf die Klauengesundheit beim Rind dargestellt werden und aufgezeigt werden, was Sie tun können.

Bedeutung der Aufzucht für die Klauengesundheit

Die Ursachen für Klauenprobleme sind verschiedener Natur. Über die Fütterung können letztendlich die Festigkeit und Widerstandkraft beeinflusst werden. Dies bedeutet, dass bereits in der Aufzucht der Grundstein für eine gute Klauengesundheit gelegt wird.

Eine bedarfsgerechte Versorgung der Kälber mit allen Nährstoffen ist deshalb unbedingt erstrebenswert.  Die Vorlage der Laktationsration bei Kälbern ist hier die erste Maßnahme, die verändert werden sollte. Kälber haben durch ihr großes Wachstum ganz andere Bedarfswerte als eine ausgewachsene Milchkuh. Außerdem ist die Mineralisierung dieser Ration mit der Trockensubstanzaufnahme gekoppelt. Das bedeutet, wenn eine Kuh bei 21 kg TS-Aufnahme 200g Mineral zu sich nimmt, sind es bei den Fressern ab 3 Monaten mit 3,5 kg TS-Aufnahme nur noch knapp ein Siebtel davon, also ca. 30 g. Werden keine weiteren Maßnahmen in Richtung Mineralstoffergänzung getätigt, wird schon hier die Nutzungsdauer der zukünftigen Milchkuh negativ beeinflusst. Die Entwicklungen von Zellen, Funktionen von Organen sowie das Wachstum von Knochen und die Stabilität der Klauen können nicht optimal stattfinden bzw. gewährleistet werden. Gleiche Folgen haben Durchfallerkrankungen in der Tränkephase. Diese führen zu einem überhöhten Ausschwemmen von Nährstoffen und verschlechtern die Nährstoffaufnahme durch verletzte Schleimhäute.

Es gibt zahlreiche Alternativen, die Kuhration aufzuwerten oder die Kälber mit einer eigenen Ration ohne viel Aufwand optimal zu versorgen. Dies geht z.B. über Hofmischungen (Getreide-Mineralmix), Trocken-TMR, Leckmassen usw.. Gerade bei einer Trocken-TMR oder Hofmischung kann mit Vorratshaltung über einen längeren Zeitraum gearbeitet werden.

Erhöhter Zeitaufwand bei Klauenproblemen

Klauenerkrankungen führen zu verminderter Milchleistung und Fruchtbarkeit bis hin zu Tierabgängen. Hinzu kommen Tierarztkosten und ein enormer Zeitaufwand, der für die intensive Behandlung lahmer Tiere aufgewendet werden muss.

Abgänge von Kühen durch Erkrankungen der Klauen haben sich in den letzten 40 Jahren von damals 2% auf über 14% erhöht. Die Klauenerkrankungen wie Ballenhornfäule, Zwischenklauenhautentzündung (Dermatitis interdigitalis) oder die Mortellaro’sche Krankheit (Dermatitis digitalis) sind Probleme, die nur schwer in den Griff zu bekommen sind. Hinzu kommen andere schmerzhafte Klauenleiden wie das Rusterholz’sche Sohlengeschwür und die Klauenrehe, um nur einige zu nennen.

Abbildung 1 zeigt die verschiedenen Einflüsse, die die Klauengesundheit beeinflussen können.

Wissenswert!

Mortellaro‘sche Krankheit (Dermatitis digitalis)

Die Mortellaro‘sche Krankheit zählt zu den infektiösen Klauenerkrankungen beim Rind. Ausschlaggebend sind meistens ein angeschlagenes Immunsystem oder die Hygienebedingungen im Umfeld der Tiere. Zusätzlich hängt die Infektion mit der ansteckenden Krankheit von der genetischen Veranlagung ab. Manche Kühe heilen problemlos aus und andere befinden sich immer in einem Stadium, in dem die Krankheit jederzeit wieder auftreten kann. Um eine chronische Erkrankung zu vermeiden, muss die Krankheit bereits im frühzeitigen Stadium erkannt und behandelt werden.

Ballenhornfäule

Auch die Ballenhornfäule ist eine infektiöse Klauenerkrankung, die aufgrund von Feuchtigkeit oder zu hoch konzentrierter Fütterung auftreten kann. Sie äußert sich in Fäule des Horns und Rissen zwischen Fußungsfläche und Weichballen, die sich bis hin zur Haut ziehen können. Meist kommt die Ballenhornfäule zusammen mit Mortellaro vor.

Ursachen für Klauenprobleme

Die meisten der nachfolgend aufgezählten Klauenleiden treten in Verbindung mit mangelnden Klauenhornqualitäten auf. Rissiges, bröckeliges Horn ist eine ideale Eintrittspforte für Bakterien, die infektiöse Klauenschäden hervorrufen können.

Ursache Erkankung
Fütterung / Stoffwechsel, Toxine Klauenrehe
Fehlbelastung Zwischenklauenwulst (Limax, Tylom)

Sohlengeschwür (Rusterholz-, Spitzen-sohlengeschwür-Steingalle)

Infektionen Panaritium (Zwischenzehenphlegmone)

Mortellaro (Dermatitis digitalis)

Klauenfäule (Dermatitis interdigitalis)

Ballenhornfäule

Tabelle 1: Ursachen für Klauenerkrankungen

Nach neueren Erkenntnissen ist vor allem die Klauenrehe als eine der primären Ursachen für die Entstehung von rissigem und wenig belastbarem Horn zu sehen. Die Klauenrehe wird durch eine Durchblutungsstörung der Lederhaut ausgelöst. Diese ist häufig eine Folge von Stoffwechselstörungen (z.B. Pansenacidose). Durch die mangelhafte Durchblutung der Lederhaut wird das nachwachsende Horn nur noch ungenügend mit Nährstoffen versorgt und die Hornqualität verschlechtert sich. Im Extremfall senkt sich die Klauenspitze im Bereich der Wandlederhaut. Folge: Quetschung der Sohlenlederhaut, Verbreiterung der Weißen Linie, Abflachung der Hornkapsel.

Für die Vermeidung der infektiösen Erkrankungen sollten immer präventive Maßnahmen ergriffen werden. Stellen Sie stalleigene Stiefel und Overalls sowohl eigenen Mitarbeitern als auch betriebsfremden Personen zur Verfügung. Die Anschaffungskosten sind in jedem Falle geringer als die Behandlung und Ausfälle durch Klauenerkrankungen. Gerade bei Personen, die regelmäßig auf verschiedenen Betrieben und in Stallungen unterwegs sind (wie Tierärzte, Berater, Lohnfütterung usw.), sollte Vorsicht geboten werden. Desinfektionsmatten helfen nur, wenn Sie auch richtig genutzt werden, aber bei dem groben und tiefen Profil von Arbeitsschuhen und Stiefeln, reichen diese häufig nicht aus.

Die richtige Einstellung und Häufigkeit von Spaltenschiebern sowie die konsequente Reinigung von Zwischenbereichen, in denen Spaltenschieber nicht gelangen, sind entscheidend. Gerade die Bereiche rund um die Tränken und in den Zwischengängen fallen, was die Sauberkeit angeht, beim Blick in Stallungen häufig negativ auf. Überlaufendes Wasser sollte unbedingt schnellstens abgestellt werden.

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Welchen Einfluss hat die Fütterung?

Die Klauengesundheit wird neben der Klauenpflege und den Haltungsbedingungen, ebenfalls stark von der Fütterung und der Rationsgestaltung beeinflusst. Fütterungsfehler führen nicht sofort zu Lahmheiten, sondern machen sich frühestens nach 6 Wochen bemerkbar. Da die meisten Klauenerkrankungen gegen Ende des ersten Laktaktionsdrittel auftreten, kann man davon ausgehen, dass Fütterungsfehler während der Trockenstehphase oder zu Laktaktionsbeginn aufgetreten sind. Auslöser ist oftmals eine gestörte Pansengesundheit. In den meisten Fällen führt eine Pansenübersäuerung (Azidose) zu einer solchen Störung.

Die Pansenazidose wird entweder durch einen Strukturmangel und/oder einem zu hohen Anteil an leicht abbauenden Kohlenhydraten in der Ration ausgelöst. Auch die Möglichkeit Futter selektieren zu können, wirkt sich in Richtung Azidose aus.

JOSERA Rinder im Stall, Blick in die STallgasse

Die Gefahr der Pansenübersäuerung besteht aber nicht nur bei Hochleistungsrationen mit einem Milcherzeugungswert von über 35 kg Milch und einem entsprechend hohen Energie- und Eiweißfutteranteil. Genauso gefährdet sind die „Niederleistungsgruppen“, wenn die Energieversorgung nicht mit der abgegebenen Milchleistung übereinstimmt und damit eine energetische Überfütterung vorliegt. Kühe sind wahre Meister in Sachen Futterselektion. Gerade mit Blick aufs Klima und immer trockeneren Silagen, steigt die Gefahr der Selektion rapide an. Hier hilft nur noch der Einsatz von feuchteren Komponenten oder Wasser, um den TS-Gehalt zu senken und in einen Bereich zwischen 36-42% zu halten.

Eine Ration komplett „unselektierbar“ zu machen, ist fast unmöglich. Eine zusätzliche Absicherung des Pansens über spezielle Futtermittel ist mit Blick auf die Klauengesundheit und den Acidosen daher nahezu Pflicht. Hier können sowohl Lebendhefen, die den Gehalt an Milchsäure im Pansen senken und dadurch aktiv der Acidose entgegenwirken, als auch chemische Puffer, wie ein Natriumbicarbonat, Abhilfe schaffen. Die Lebendhefe hat gegenüber dem Natriumbicarbonat den Vorteil, dass mit dieser Maßnahme zusätzlich die Futteraufnahme und Futterverwertung gesteigert werden können und so mehr Nährstoffe für die Bildung und Erhaltung von gesunden Klauen zur Verfügung stehen.

Futterverwertung und Nährstoffumsetzung im Tier

Die richtige Futterverwertung und Umsetzung im Tier spielt bei der Klauengesundheit eine entscheidende Rolle und wurde in der Vergangenheit noch recht wenig in Zusammenhang mit Erkrankungen gebracht. Viele Untersuchungen aus der Praxis zeigen, dass die grob unverdauten Futterreste noch viel zu hoch sind (ca. 20-30 %). Der Zielwert liegt hier bei unter 15 %. Allein dieses Mehr an Nährstoffen kann der Kuh enorm zur Stabilisierung des Immunsystems und der Klauengesundheit verhelfen. Zu einer weiteren Verbesserung der Nährstoffumsetzung führen Hopfen, Federmohn und Magnolie. Diese drei Bestandteile regenerieren und sichern die Funktionalität der Darmschleimhaut. Gerade in diesem Bereich wird ein Großteil der Nährstoffe aufgenommen und dem Körper zur Verfügung gestellt. So kann deutlich mehr aus der aktuell vorliegenden Ration der Kuh zur Verfügung gestellt werden.

Vorbeugung von Klauenkrankheiten

✔️ Checkliste Fütterung:

  • Tiergerechte Fütterung entsprechend der zu erbringenden Leistung
  • Wiederkäuergerechte Ration: 18-22% Rohfaser, davon 12-14% strukturierte Rohfaser in der Trockenmasse der Ration
  • Bei hohen Kraftfuttergaben Komponenten mit verringerter ruminaler Abbaugeschwindigkeit einsetzen.
  • Gesundheit aus dem Pansen: DairyPilot oder Multi-Buffer-Plant
  • Gesunde Darmschleimhaut: NutriEffect
  • Bei trockenstehenden Kühen energiereiche Futtermittel zurückfahren und erst in der Geburtsvorbereitung erneut langsam erhöhen.
  • Futterumstellung immer nur allmählich vornehmen, um dem Organismus Gelegenheit zu geben, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen.
  • Auf die Qualität der Futtermittel achten! Verdorbene Futtermittel (Pilzbesatz, Kadaverreste etc.) gehören nicht in den Trog, denn auch sie führen zur Freisetzung von Histamin und damit zur Entzündung der Lederhaut.
  • Eine harmonische Versorgung mit aufeinander abgestimmten Mineral- und Wirkstoffen (Keragen Longlife mit Zink, Kupfer, Biotin, etc.) fördert stabiles Klauenhorn und eine hohe Abwehrkraft

? Ration prüfen

  • Strukturgehalt der Ration
    Rohfasergehalt sollte min. 16 bis 18 % der Trockenmasse betragen.
  • Wie und wie viel Kraftfutter wird gefüttert
    Werden pro Mahlzeit/Gabe maximal 3 kg gegeben?
    Liegt der Kraftfutteranteil in der Ration unter 50 % der Trockenmasse?
  • Stärke und Zuckergehalt der Ration prüfen
    Welche Komponenten werden gefüttert?
    Wie ist das Getreide verarbeitet (gemahlen oder gequetscht etc.)?
  • Entmischung und Selektion am Futtertisch vermeiden
    Bilden sich Fressmulden im vorgelegten Futter?
    Überprüfung mit Schüttelbox möglich.
  • Eiweißüberschuß vermeiden
    Eine Proteinüberversorgung kann zu einer Leberschädigung führen, die wiederum das Immunsystem soweit schwächen kann, dass die Klauengesundheit darunter leidet.

 

? Prophylaktisch vorbeugen mit speziellen Wirkstoffen

  • Biotin
    • Biotin ist ein B-Vitamin aus dem B-Komplex.
    • Hochleistungskühe schaffen es oft nicht, Biotin für ihren Gesamtbedarf selbst zu produzieren, deshalb sollte für diese Tiere eine Ergänzung über das Mineralfutter erfolgen.
  • Glycin-Chelate
    • Spurenelemente Zink, Kupfer und Mangan sind Glycin (Aminosäuren) gebunden.
    • Das bewirkt eine hohe Pansenstabilität und eine schnelle Verfügbarkeit in den Zielorganen, insbesondere in den Klauen.
  • Pansengeschütztes Selen
    • Führt zu einer sicheren Selenversorgung. Der Organismus wird gleichmäßig versorgt und der Stoffwechsel entlastet.
  • Pansengeschützte B-Vitamine
    • Es sind höhere B-Vitaminmengen für die Absorption im Darm verfügbar. Die Leber wird durch den stabilen Stoffwechsel entlastet.
  • Einsatz von Puffersubstanzen wie z.B. MultiBufferPlant aus unserem Hause
    • Dabei handelt es sich um ein Pufferkonzentrat zur Stabilisierung des Pansen-ph-Wertes und zur Förderung der Pansenfermentation. Weiterhin wird die Futteraufnahme und Schmackhaftigkeit durch Ergänzung von Kräutern und Pflanzenextrakten erhöht. MultiBufferPlant hat die 1,6 fache Wirkung von herkömmlichen Natriumbicarbonat.
  • Einsatz von Lebendhefen (DairyPilot)
    • DairyPilot enthält einen hohen Anteil an Lebendhefen, welche die milchsäurebildenden Bakterien im Griff hält und die milchsäure- und celluloseabbauende Bakterien unterstützt.
    • Das Futter wird besser verdaut, es werden mehr Nährstoffe und Energie für die Kuh freigesetzt.
    • PansenPilot enthält B-Vitamine welche für den Engergiestoffwechsel benötigt werden.
    • Kräuter fördern die Schmackhaftigkeit und Futteraufnahme
  • Einsatz von Nutribiotic (NutriEffect)
    • Nutribiotic hilft die Darmschleimhaut intakt zuhalten. Dadurch wird der Nährstoffaufschluss und die Nährstoffaufnahme erhöht.
    • Toxine, Viren und Pathogene können nicht so leicht in den Stoffwechsel gelangen.

 

? Wie trägt Kuhkomfort zur Vorbeugung bei?

Wenn man die folgend aufgeführten Punkte, sowohl aus dem Bereich Fütterung und dem Kuhkomfort, beachtet werden und ein gutes Auge auf die Bewegungsmotorik seiner Kühe hat, sollte eine Herde wesentlich weniger Klauenerkrankungen haben. Somit hat man einen bedeutenden Beitrag geleistet, die Kühe besser durch die Laktation zu bekommen und Folgeerscheinungen wie Fruchtbarkeitsstörungen zu reduzieren. Das spart Kosten und erhöht den Spaß an der Milchproduktion.

  • Großflächige Laufgänge
  • Rutschsichere Laufgänge
  • Saubere und trockene Laufgänge
  • Trockene, komfortable Liegeboxen
  • Keine Überbelegung
  • Ruhiger Umgang mit den Tieren
  • Regelmäßige Klauenpflege
  • Geringere Standzeiten

Fazit

Landwirte müssen Klauenproblemen im Kuhstall nicht machtlos gegenüberstehen. Wichtig ist die Optimierung der Stallbedingungen und der Fütterung. Da Faktoren, wie Futterqualitäten, Klimabedingungen usw.,  einem ständigen Wandel unterliegen, sollten diese Maßnahmen in regelmäßigen Abständen kontrolliert und ggfs. angepasst werden.


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